Brennpunkte in Wildeshausen
Im Jahr 2020 gab es über 2,2 Millionen polizeilich erfasste Verkehrsunfälle in Deutschland mit rund 330.000 Verunglückte insgesamt. ( 2.719 Getötete, 58.005 Schwerverletzte, 269.545 Leichtverletzte). Quelle: Statistisches Bundesamt
2020 wurden insgesamt 91.533 Fahrradunfälle mit Personenschaden gemeldet. Ein Plus von 5,6 % zum Vorjahr. 426 Personen kamen bei einem Fahrradunfall ums Leben. Quelle: Statistisches Bundesamt
Besonders Fahrradunfälle weisen eine hohe Dunkelziffer auf, d.h., nur ein geringer Teil der tatsächlichen Unfälle werden auch amtlich bzw. statistisch erfasst.
Doch auch bei Unfällen im Straßenverkehr mit anderen Beteiligten gehen Forscher von einer hohen Dunkelziffer aus. Eine detaillierte Forschung wurde zuletzt 1993 veröffentlicht – damals gingen die Statistiker davon aus, dass 97% der Unfälle zwischen Fußgängern und Radfahrern sowie 82% der Unfälle zwischen Radfahrern und Autofahrern nicht gemeldet wurden.
Die meisten Unfälle kommen im Zusammenspiel von Auto und Fahrrad zustande. Dabei ist die Schuldfrage nicht immer eindeutig zu klären. Festzuhalten aber ist, dass die Voraussetzungen für sicheres Radfahren gerade in der Stadt nicht immer günstig sind.
Strukturelle Veränderungen, mehr Fahrräder statt Autos und eine gute Verkehrsführung können auch in Zukunft noch viel mehr Verletzte und sogar tote Radfahrer vermeiden.
Wildeshausen Zwischenbrücken – Keine Verkehrsplanung
Die Zwischenbrückener „Urgesteine“ Günter Meyer und Gerhard Lübben berichten über die nicht zu akzeptierenden Verkehrszustände in Zwischenbrücken.
Die Hintergrundgeräusche sind auf den Geräuschpegel des Durchgangsverkehrs in Zwischenbrücken zurückzuführen.
Video-Clip 1
Gerhard Lübben und Günter Meyer über die Verkehrsproblematik mit den Radlern
Vorschlag Günter Meyer: Radverkehr auf die Straße und Geschwindigkeitsbegrenzung auf 20 kmh.
Vorschlag Gerhard Lübben: Verkehrsberuhigte Zone in Zwischenbrücken
Video-Clip 2
Gerhard Lübben und Günter Meyer über das „Verkehrs-Nadelöhr“ Zwischenbrücken.
Ihre Forderung: „Der Straßenverkehr muss reduziert werden“.
Günter Meyer erinnert sich, dass vor einigen Jahren bereits die Forderung nach einem Zentralparkplatz außerhalb des Stadtkerns aufgekommen war. Als mögliches Gelände war der Platz, auf dem das neue Feuerwehrhaus steht, vorgesehen.
Günter Meyer ist der Ansicht, dass die Stadt viel Geld für die Bodenentsorgung der Altlasten gespart hätte, wenn der Zentralparkplatz an diese Stelle gekommen wäre.
Die Innenstadtbesucher hätten dann den Schrödertunnel benutzen können, um auf schnellstem Weg zu Fuß in die Innenstadt zu gelangen.
Video-Clip 3
Wildeshausen OT Zwischenbrücken
Lösungen eines verkehrsberuhigten Bereiches in Zwischenbrücken, als auch die Alternative einer Einbahnstraßenregelung, um Platz zu schaffen, für einen baulich vom KFZ-Verkehr getrennten Rad- und Fußgängerverkehr, scheinen in Wildeshausen nicht gewollt zu sein.
Deshalb fordert die „Wildeshauser Initiative für Radverkehr“ (WIR) im Bereich Huntetor/Zwischenbrücken in der Kreisstadt zusätzliche Piktogramme auf der Straße, die Herabsetzung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h auf die durchschnittliche Radlergeschwindigkeit von 20 km/h, ein Überholverbot von Zweirädern und die Demontage der Zusatzschilder "Fahrrad frei" auf den Gehwegen.
Noch ein wichtiger Hinweis zur Nutzung von Gehwegen von fahrradfahrenden Kindern:
Nach § 2 Absatz 5 der StVO müssen Kinder bis zum vollendeten achten Lebensjahr und dürfen Kinder bis zum vollendeten 10. Lebensjahr mit Fahrrädern Gehwege benutzen. Für Kinder spielt also die Demontage der „Fahrrad frei“- Schilder überhaupt keine Rolle.
NWZ vom 30. 10. 1954 - Der Wildeshauser Ortsteil Zwischenbrücken ist seit vielen Jahren für Fahrradfahrer ein ganz unsicherer Verkehrsabschnitt. Die Verwaltung und die Politik hat es bis heute nicht geschafft, diesen Abschnitt zu entschärfen. WIR-Vorschläge für bauliche Maßnahmen einer verkehrsberuhigten Zone oder einer Einbahnstraßenregelung wurden abgelehnt. Selbst kleinere Hilfsmaßnahmen wie eine Absenkung der Geschwindigkeit von 30 km/h auf 20 km/h und Entfernung der Zusatzschilder mit "Fahrrad frei" wurden nicht umgesetzt.
Die Gefahrenlage in "Zwischenbrücken" ist der Stadt seit vielen Jahren bekannt. Unternommen wird nichts. Die Gehwege im OT Zwischenbrücken dürfen auch durch das Zusatzschild von Fahrrädern befahren werden. Die Gehwege werden mehrmals in der Woche durch Mülltonnen und unregelmäßig durch Sperrmüll versperrt. Hinzu kommen Eltern mit Kindern an der Hand, Hundebesitzer, die ihren Hund an der Leine führen und Rollstuhlfahrer, die das in Zwischenbrücken ansässige Sanitätshaus aufsuchen wollen. Kaum ein Fahrradfahrer hält sich an die erforderliche Schrittgeschwindigkeit und die "Geisterradler" sorgen für zusätzliche gefährliche Situationen. E-Scooter, die in diesem Bereich grundsätzlich auf die Straße müssen, halten sich nicht an die Regelung und klingeln die Fußgänger von den Gehwegen.
Verkehrsberuhigte Zone in Zwischenbrücken
Bereits 2018 hatte unsere Radfahrinitiative vorgeschlagen, den verkehrsberuhigten Bereich der Huntestraße bis zur Huntebrücke zu verlängern.
Eigentlich ist das die optimalste Lösung, um die Gefahrenstellen in Zwischenbrücken zu reduzieren.
Wie der Baudezernent Manfred Meyer erklärte, „verhindert die unumgängliche Durchleitung des Linienbusverkehrs diese Lösung“. (NWZ vom 03. 12. 2018).
Dabei ist es nicht unüblich, dass der ÖPNV sogar durch Fußgängerzonen geleitet wird.
Diese Video-Sequenz zeigt einen Linienbus in einer Fußgängerzone in Speyer.
Verkehrsschild Fußgängerzone Speyer
Das der verkehrberuhigte Bereich von der Huntestraße bis zur Stadtgrabenbrücke verlängert werden kann, muß bei entsprechendem Willen auch in Wildeshausen möglich sein.
Die Idealvorstellung des Verkehrsplaners Dargel ist ein
„verträgliches Miteinander" aller Verkehrsteilnehmer. (NWZ vom 4. 11. 2023). Dieses „verträgliche Miteinander“ lässt sich optimal durch eine verkehrsberuhigte Zone im Bereich Zwischenbrücken erreichen.
Der ADFC hat in Wildeshausen 802 Abstandsmessungen durchgeführt.
Die Ergebnisse sind erschreckend.
ADFC Pressemitteilung vom 04. 09. 2024
n=Anzahl der Messungen
Ahlhorner Straße: 377 Messungen mit einem Mittelwert von 125 cm.
Delmenhorster Straße: 218 Messungen mit einem Mittelwert von 139 cm.
Zwischenbrücken: alle Messungen lagen unter 150 cm mit einem Mittelwert von 129 cm.
Wittekindstraße: alle Messungen lagen unter 150 cm mit einem Mittelwert von 132 cm.
Dazu der ADFC-Testfahrer: Der Abschnitt mit dem Überholverbot (Huntetor,Zwischenbrücken und Wittekindstraße) wurde von mir im Dez. '23 7-mal und im April/ Mai '24 17- mal durchfahren (abwechselnd in beide Richtungen).
Ich habe nicht festgestellt, daß nach Aufstellung der Schilder für das Zweirad-Überholverbot im Februar 2024 weniger Überholvorgänge stattgefunden haben.
Dass die Kreisstadt insgesamt fahrradfreundlicher werden soll, begrüßt die WIR-Initiative. Es sei Bewegung in der Sache erkennbar, sagt Thomas Lammers. Gleichwohl stellt er fest: „Der vorrangige Ausbau der Straße steckt wohl noch in den Köpfen der deutschen Verkehrsplaner. Hier würde es sicherlich von Vorteil sein, wenn die Verwaltung eine zweite Meinung von einem niederländischen Verkehrsplaner einholen würde.“
Im Ausschuss hatte Bodo Bode (Pro Wildeshausen) unter Zustimmung aus einigen anderen Fraktionen auch Kritik am Verhalten von Radfahrern geäußert, die sich nicht an die Verkehrsregeln halten würden. Das sei keine Entschuldigung für den fehlenden Ausbau von Radwegen, so die WIR.
Wildeshauser Zeitung vom 08. 11. 2023
Mehr Geld für Radwege
Aus Sicht von WIR würde es ebenfalls helfen, wenn die Stadtverwaltung ihr jährliches Sanierungsbudget von 500 000 Euro zwischen Straßen sowie Rad- und Fußwegen aufteilen würde. Es wäre ein Anfang, wenn Wildeshausen mit fünf Euro pro Einwohner starten würde. Der "Nationale Radverkehrsplan 3.0" des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr auf Seite 25 schlägt 30 Euro pro Person vor.
Zum Vergleich:
Nordhorn gibt 24,00 Euro und Kopenhagen 35,60 Euro pro Einwohner für Baumaßnahmen von Radwegen aus.“